Ohrringe in der Geschichte
Ohrschmuck ist seit tausenden von Jahren ein Bestandteil menschlicher Kulturen. Daher will ich hier einen kurzen und unvollständigen Abriss der Geschichte des Ohrrings bei Frauen und Männern geben.
Kurzer Überblick über die Geschichte des Ohrrings
Von kleinen, unspektakulären Ohrsteckern bis hin zu dramatischen Chandeliers oder Creolen - Ohrschmuck, sowohl für Frauen als auch Männer, gehört seit tausenden von Jahren zur menschlichen Kultur.
Ohrringe bei Frauen
Die ältesten Funde stammen aus der Stadt Chifeng in der Inneren Mongolei (heute eine chinesische Provinz). Dabei handelt es sich um Paare aus dem in China bis heute sehr beliebten Schmuckstein Jade. Wir wissen von Frauen der Stadt Ur ~4000 v.Chr. dass sie Ohrringe getragen haben. Aus dem Alten Ägypten haben wir Hinweise auf den Gebrauch von Ohrschmuck aus der 18. Dynastie ~1500 v.Chr.
Kunstvolle Ohrgehänge waren insbesonders bei Griechinnen der Antike beliebt. Der byzantinische Einfluss erreichte danach nicht nur den Mittelmeerraum, sondern auch den islamischen Orient. Aus der Römerzeit sind vielerlei Ohrgehänge überliefert, ja, es gibt Schmuckdesignerinnen, die sich auf die Wiederbelebung römischer Schmuckkunst spezialisiert haben.
Aus dem Mittelalter kennen wir nur den Text eines Oswald von Wolkenstein, der das Stechen von Ohrlöchern und das Einsetzen von Ohrringen bei einer spanischen Edeldame beschreibt. Es scheint, dass Ohrschmuck in europäischen Mittelalter weitestgehend unbekannt war. Da eine Hälfte Spaniens im 15. Jahrhundert jedoch maurisch war, mag sich die Tradition aus dem arabischen Orient zu jener beschriebenen Dame herumgesprochen haben.
In der Renaissance sehen die Menschen in Europa Ohrringe eher als negatives Stigma: In Italien mussten Jüdinnen Ohrringe als Erkennungszeichen tragen. Mit der Zeit wurde aus dem Zwang jedoch ein Brauch, nicht nur unter Jüdinnen, sondern auch unter Prostituierten, was natürlich beim prüden Volk wieder zu allerlei urbanen Legenden Anlass gab.
Ab dem 16. Jahrhundert verbreiteten sich Ohrringe zuerst bei Frauen des Adels und der reichen Bürgerschicht. Auch wenn die Popularität den Schwankungen der Mode unterworfen war, verschwand Ohrschmuck nie mehr völlig aus dem Repertoire weiblichen Schmucks.
Horn ist als Material für hübschen Schmuck wohl seit der Steinzeit en vogue. Als Ohrringe aber wohl noch nicht so lange...
Ohrringe bei Männern
Während also Ohrringe bei Frauen hauptsächlich als Schmuck dienten, lagen die Dinge bei Männern etwas anders. Es fing an mit Seeleuten, insbesonders auch Piraten, die einen goldenen Ohrring trugen um im Falle ihres Ablebens für ein vernünftiges Begräbnis zu bezahlen. Von den arbeitenden Seeleuten ging der Ohrring nach der französischen Revolution auf französische Landratten über, die damit ein Zeichen für ihre politische Gesinnung setzten. In weiterer Folge verbreitete sich die Mode nach Deutschland, wo Männerohrringe in allen Klassen beliebt wurden. Hier beispielsweise der Bayrische König Maximilian I. Joseph:
Als Männerohrschmuck beim Bürgertum wieder aus der Mode gekommen war, beschränkte sich der Gebrauch meist auf fahrendes Volk: Gaukler, Schausteller, Seefahrer, Fischer, Studenten, fahrende Handwerker etc... Zumeist hing der Gebrauch mit einer dem Schmuck nachgesagten Wirkung gegen Krankheiten zusammen. Später verschwand der Ohrring bei Männern fast vollständig aus unserer Kultur.
Das in Österreich bis heute (eher selten) verwendete "Flinserl" ist ein winziger, einseitiger Goldohrstecker, der hauptsächlich von Jägern getragen wurde und angeblich die Konzentrationsfähigkeit erhöhen sollte.
Seit den 1970ern hat sich die Mode wieder zugunsten des Männerohrschmucks entwickelt. Was am Anfang noch, abhängig von der Seite an der der Ring angebracht war, als Zeichen für Homo- bzw. Heterosexualität verstanden wurde, begann sich rasch durch diverse Jugendkulturen und Besinnung auf ethnische Wurzeln und interessante Kulturen als allgemein gebräuchlich durchzusetzen. Heute ist ein Mann mit Ohrschmuck kein Thema mehr.
Weiterführende Links:
Anmerkung
Wie immer wenn ich nach historischen Quellen suche, finde ich fast ausschließlich Informationen aus der Perspektive Europas. Naja, kein Wunder, immerhin suche ich auf Deutsch oder Englisch, das schränkt den Blickwinkel etwas ein. Mit der Zeit werde ich diese eher unvollständigen Artikel erweitern und vielleicht finden sich bis dahin interessante Quellen aus anderen, für gewöhnlich von uns Europäern ausgeklammerten Hochkulturen.
Beispielsweise sehe ich an alten Reliefs und Statuen der Maya sehr interessante Ohrringe, auch bei Männern. Die Hindugöttin Kali habe ich auch gerade mit Ohrringen gesehen... Na wenn das nicht ein Schubs in die richtige Richtung ist!
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