Die wundervolle Textilkunst der Hmong

Im Norden Vietnams lebt die Volksgruppe der Hmong. Ihre Liebe zu Farben und komplexen Mustern bringt seit Jahrhunderten einzigartige Kunstwerke aus Weberei, Stickerei und Wachsbatik hervor. Ein Wissen das von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Betagte Künstlerin malt ihr komplexes Muster auf Leinengewebe

In Österreich kennen wir den Blaudruck hauptsächlich aus dem Burgenland. Dort wird traditionell ein soganannter Pap mit Holzmodeln auf den Stoff gedruckt, der danach mit Indigo blau gefärbt wird.
Im Norden Vietnams lebt das Volk der H'mông, und ihr Verfahren ist dem Unsrigen sehr ähnlich - sie malen mit einem Griffel, der flüssiges Bienenwachs enthält, ihre traditionellen Muster auf Leinenstoffe. Beim sogenannten Aussparungsfärbeverfahren (welch schönes Wort) nimmt der Stoff die blaue Farbe überall an, außer an den Stellen die mit dem Bienenwachs getränkt sind.

Hübsches Mädel der H'mông in traditioneller Kleidung

Wer meine alten Reiseartikel gelesen hat, dem sei hier folgender Hinweis gegeben: Die ethnische Minderheit der H'mông im Norden Vietnams gibt es auch in Laos und China, wenngleich sie dort vom System anders genannt werden. Und schon damals ist mir aufgefallen wie viele Parallelen die Kultur der H'mông mit unserer österreichischen Volkskultur hat. Fensterln beispielsweise oder der Tanz um den Maibaum (auch wenn der dort natürlich anders heisst). Jetzt kommt auch noch der Blaudruck hinzu... Und obwohl sich all diese Dinge natürlich getrennt voneinander entwickeln können, drängt der kleine Forschergeist in meinem Nacken mich dazu, die Geschichten um die Seiden- oder Teestraßen, die alten Handelswege zwischen Asien und Europa, genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber egal jetzt, hier geht es um die Blaufärberei der H'mông!

Das nördliche Hochland Vietnams

In den Hochlandgegenden im Norden Vietnams, insbesonders Lao Cai, Son La, Ha Giang und Yen Bai sieht man oft Frauen der H'mông Volksgruppe in ihrer traditionellen Tracht mit handgemalten Motiven. Dabei handelt es sich um Bienenwachsmalereien auf Stoff, der im Anschluss mit Indigo gefärbt wird. Ist der Färbeprozess abgeschlossen und der Stoff tiefblau, wird das Bienenwachs ausgekocht. Zurück bleiben komplexe Muster und ursprüngliche Motive. Das einzigartige Markenzeichen der Frauen in den Gebirgsregionen.

Der Ofen bringt das Wachs zum Schmelzen

Tracht als Ausdruck jahrhundertealter Tradition

Batik ist eine beliebte Färbeart bei den Trachten der ethnischen Völker Vietnams, insbesonders in den nördlichen Hochländern. Die Frauen der H'mông sind jedoch besonders stolz auf die einzigartige Technik der Wachsmalerei, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Jeder Strich und jeder Schnörkel vermittelt die Werte eines uralten, indigenen Volkes.

Die unvergleichliche Kunst der Hmong ist ein Werk von Generationen

Für die Bienenwachsbatik brauchen wir:

  • Textilien:
    Normalerweise verwendet man für diese Technik Baumwollstoffe oder Leinen, wobei die H'mông Leinen bevorzugen. Der Stoff wird gewaschen und auf einer Holzplatte ausgebreitet. Dann wird er geglättet - oft auf traditionelle Weise mit dem Hauer eines Bergwildschweins.
  • Griffel:
    Der Griffel erinnert an eine Schreibfeder mit Bambusgriff und zwei gegenüberliegenden, abgerundeten Kupferplatten, zwischen denen sich eine geringe Menge flüssiges Bienenwachs befindet.
  • Schüssel:
    Eine metallene Schüssel zum Aufbeahren und Schmelzen des Wachses.
  • Bienenwachs:
    Natürliches Wachs von wilden Bienen, das die H'mông üblicherweise im Wald sammeln.
  • Ofen:
    Da das Bienenwachs während der Prozedur flüssig bleiben muss, arbeiten die Künstlerinnen neben einem heißen Ofen.

Flüssiges Bienenwachs für Wachsbatik
Der Griffel mit dem das Wachs aufgetragen wird
Ein fertiges Produkt

Die kunstvolle Anordnung von geometrischen Formen, Linien und Spiralen zu überlieferten Mustern ist eine Spezialität der H'mông, wobei die Gruppe der sogenannten "Schwarzen H'mông" zu größeren Flächenmustern mit figürlichen Darstellungen von Tieren, Pflanzen oder Werkzeugen des Alltags tendiert.

Fischmuster der schwarzen H'Mông

Blau machen

Wenn das Muster mit Wachs auf den Leinenstoff aufgetragen wurde, wird er mit natürlichem Indigo gefärbt. Danach wird der Stoff gekocht, um das Bienenwachs abzulösen. Zurück bleibt tiefblaues Gewebe mit komplexen, weißen Mustern. Die Künstlerinnen veredeln die Stoffbahnen noch mit Stickereien, um die Symbolik noch weiter hervorzuheben (und - wir wissen ja schon wie sehr sie Buntes lieben - um Kontrastfarben einzubringen), dann wird daraus die traditionelle Frauentracht der H'mông geschneidert. Man kann sagen, die Handzeichnung der Muster mit Bienenwachs ist ein einzigartiges Kulturerbe dieser interessanten Volksgruppe.

Die Herstellung der Küpe nach alten Geheimrezepten
Das Färben der wachsbehandelten Stoffbahnen in der Küpe
Die Stoffbahnen nach dem Auskochen des Wachses

Alte Werte und modernes Design

Je komplexer die Zeichnung eines traditionellen Gewandes und je mehr Zeit die Künstlerinnen in die Zeichnung, Färberei und Stickerei investiert haben, desto wertvoller das Trachtenkleid letzten Endes. Traditionell hergestellte Trachtensets können so zwischen hundert und zweieinhalbtausend Euro oder mehr kosten.

Veredelung der Kunstwerke

Unsere Designs von Chie Du Pu Du Pa beinhalten oft Bienenwachsbatik, die mit anderen Stoffen zu kreativen Gesamtkunstwerken verbunden sind. Während das Design selbst von einfachen Formen lebt, wird die einzigartige Schönheit des Produktes mit Wachsbatik hervorgehoben.

Die Tracht der Hmong ist mit harter Arbeit verbunden

Auch wenn für Chie's Produkte öfters mal frische Stoffe gefärbt und bestickt werden, werden auch gebrauchte Trachtenkleider zu wunderschönen Taschen und anderen Produkten verarbeitet. Auf diese Weise wird auch in diesem Bereich unserer Produktpalette auf Recycling Wert gelegt. Abgesehen davon handelt es sich auf jeden Fall um "Slow Fashion", denn nicht nur sind die Produkte hochwertig verarbeitet und haben eine lange Lebensdauer, sie sind auch einzigartig und machen Freude für viele Jahre.

Die Freude der Menschen an bunten Farben ist überall zu spüren

Für Chie, jedes einzelne Stück vermittelt einen kleinen Eindruck der alten und reichhaltigen Kultur der H'mông. Der Geist der Künstlerinnen beseelt die überlieferten Muster sowie die modernen Designs - daher handelt es sich bei diesen Produkten nicht einfach "nur" um handgemachte Unikate, sondern jedes Mal aufs Neue um einen erfrischenden Hauch der wilden Berge, ein Werk das zur Vermittlung kultureller Werte der eingeborenen Völker Vietnams dienen mag.

Die charmanten Frauen der Hmong

In unserer Artikelserie "Von der Hand zum Herzen stellen wir nicht nur uns selbst mit unserem kleinen Teehaus und Geschäft in Salzburg vor, sondern auch unsere Partner, primär in Vietnam. Denn wir glauben fest daran, dass deren hand- und herzgemachte Produkte es wert sind, gesehen zu werden!
Design & Kunsthandwerk von Qualität und Nachhaltigkeit.

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